Cerro Chirripó (3820 m)

Heute geht es auf den höchsten Berg von Costa Rica, nachdem ich in Australien schon mal am höchsten Berg war, wollte ich das auch in den Folgeurlauben machen.

Bisher gab es allerdings nie die Möglichkeit, hier hat es sich jedoch zufällig so ergeben, dass wir ohnehin 2 Nächte in dem malerischen Örtchen San Gerardo, in dem der Weg auf den Chirripo beginnt, verbringen. Daher nutzte ich spontan diese sich ergebende Chance um eine Besteigung zu versuchen. Im besten Fall soll man vom Gipfel sowohl den Pazifik als auch die Karibik sehen können. Um die Chance möglichst hoch zu halten wollte ich so früh als „möglich“ am Gipfel sein, da in den Morgenstunden oft noch keine Bewölkung herrscht, ab Mittag hingegen ist der Gipfel fast immer in Wolken gehüllt. Also klingelte mein Wecker sehr zur Freude von Alina um 02:00 Uhr, sie durfte jedoch 15 Minuten später wieder schlafen, denn dann machte ich mich auf den Weg in die dunkle Nacht. Zum Glück war diese wolkenfrei und es herrschte gerade Vollmond, daher hoffte ich auf möglichst lange Strecken ohne Lampe, das sollte sich allerdings nach wenigen Minuten als falsche Hoffnung herausstellen, da schon der Beginn des Weges im Regenwald gelegen ist und daher kein Mondlicht durchdringt. Das war aber kein Problem, da ich natürlich eine Stirnlampe dabei hatte und diese mir den Weg leuchtete. Nun ging es im Dunklen den Weg Stück für Stück bergan. Das Hotel lag auf ca. 1450 m und der Beginn des Pfades auf 1520 m.

Von hier an gab es Kilometermarken mit Namen für jeden Kilometer und zwischendurch auch noch Motivationstafeln, Jens hätte seine Freude.

Auf den ersten 4 Kilometern habe ich schon die ersten noch früher Aufsteher überholt. Dort kam dann der eigentliche Eingang in den Nationalpark, ab hier braucht man die Lizenz zum Wandern. Kurz nach Kilometer 6 stieß ich auf eine Gruppe Pferde und deren Führer, interessant ist die Anzahl gewesen: 4 Lastpferde mit Säcken auf beiden Seiten bepackt und 7 Leute die rund um die Pferde gegangen sind. Da die Wege eher schmal waren und ein Überholen der bepackten Tiere nicht leicht möglich war musste ich einige Zeit hinter ihnen gehen, bis ich kurz nach km 7 endlich die Gelegenheit nutzte. Der nächste Kilometer verlief wieder entspannt wobei mir sogar einmal eine Fledermaus in meinen Lichtkegel kam und direkt auf mich zuflog, es sich aber im letzten Moment noch anders überlegte und abdrehte. Kurz nach diesem Schreck hörte ich erneut die Pfiffe und Rufe der Pferdehirten hinter mir rasch näher kommen. Scheinbar war die erste Gruppe von 2 Pferden und Ihren 3 Betreuern in Ihrer Ehre verletzt und wollte mich gerne wieder überholen, denn kurz nach km 9 zogen sie an einer besonders steilen Stelle an mir vorbei, wobei auf den beiden Pferden die Treiber sogar geritten sind und nur der dritte hinterher laufen musste. Von dem Augenblick an verlor ich sie aber nicht mehr aus den Augen und konnte bei km 13 ein letztes Mal einen Blick auf einen Pferdehintern werfen und sie ein für alle mal hinter mir lassen, denn die faulen Tiere wollten ohnehin nur bis zur Hütte bei km 15.

und tschüß

Ich hingegen konnte nach km 13 auch endlich meine Stirnlampe ausschalten, da man über 3200m aus dem dichten Regenwald kommt und die kleineren Bäume ausreichend Mondlicht und bald darauf Dämmerlicht durchließen.

Dämmerung im Süden
kurz darauf die Hoffnung auf Sonne

Lustigerweise kamen mit der Dämmerung auch die Vögel heraus und eine Sorte kleiner schwarzer Vögel (ähnlich unserer Amsel) flog immer ein paar Meter vor mir auf dem Weg und wartete bis ich fast bei ihr war bis sie wieder weiter flog und so ging das einige Kilometer. Das war auch der kälteste Teil der Wanderung, auf über 3500m lag die Temperatur kurz vor Sonnenaufgang auf -2°C und so hatte ich weiße Weihnachten, da der Boden voller Eiskristalle war, sehr hübsch zu betrachten, allerdings recht kalt.

weiße Weihnacht
sogar das Bächlein war eingefroren

Kurz nach dem Temperaturtiefpunkt kam endlich die Sonne raus und damit tauten meine Finger auch wieder auf. Nun waren es nur noch 2,5 km zum Gipfel und ich merkte langsam auch, dass meine Energie endlich war. Die letzten 500m waren so steil, dass man mitunter auch gerne die Hände zur Hilfe nahm und ich musste auch angesichts der Höhe doch noch zwei kurze Pausen einlegen bevor ich endlich gegen 6:45 Uhr auf dem Gipfel stand.

Wie man an diesen traumhaften Bildern sieht, sieht man weder den Pazifik noch die Karibik, von Osten her kam überhaupt eine geschlossene Wolkendecke bis nahe an den Gipfel und im Westen war es so feucht, dass die Sichtweite nicht reichte. In den 20 Minuten am Gipfel sah ich die Wolken klar näher kommen und vermutete in einer weiteren Stunde würde der Chirripo selbst in Wolken gehüllt sein. Ich nahm den 4ten Müsliriegel zu mir und machte mich wieder an den Abstieg um möglichst wenig Hitze abzubekommen, denn auch hier am Gipfel war es in der Sonne schon warm genug um mein Langarmshirt wieder auszuziehen. Am Weg hinunter genoss ich die schönen Wege und die freie Bahn, wobei ich dann gegen 8:30 schon froh war wieder in den dichteren Wald zu kommen, da die Sonne schnell sehr warm wurde.

Der Weg war bergab natürlich umso rascher zu bewältigen, wobei mit der Zeit die Muskeln müde wurden und die Knie keine große Lust mehr hatten, was dann immer wieder in unaufmerksames Gehen mündete und das eine oder andere Mal auch ein Stolpern nicht mehr zu vermeiden war. Nichtsdestotrotz war ich um 11 Uhr wieder zurück und freute mich sehr auf die Dusche. Da sonst Tiere zu meinen bevorzugten Fotomotiven gehören möchte ich noch erwähnen, dass ich auch hier sehr viele gesehen habe aber mit dem Telefon macht nichtmal der Versuch Sinn diese zu fotografieren. Daher eine kurze Liste: alle möglichen Eidechsen von 5 cm bis 35 cm lang in verschiedenen braun, grau und Grüntönen; Fledermaus, Vögel groß, klein, bunt und schwarz, hier fehlt mir die Geduld; Eichhörnchen, Kapuzineraffen, Brüllaffen und Pferde.
Über Mittag ließ ich meine müden Beine wieder von Alina in Topform bringen bevor wir uns am Nachmittag noch zu einem kleinen Spaziergang in den Ort aufmachten um uns dort ein schönes Essen im „Roca Dura Cafe“ (übersetzt das mal auf Englisch) zu gönnen.

Banane am Burger ist bisher einmalig

Am Abend gönnten wir uns zum ersten mal auf der Reise den Fernseher, den es zwar in jedem Zimmer bisher gegeben hatte aber wir waren nie bemüht uns damit bespaßen zu lassen. Heute war das anders, um 18 Uhr wollten wir nicht schlafen, waren aber beide auch nicht motiviert genug was anderes zu machen also Fernseher und zwar ein Geschenk für Alina: special nonstop „Doctor Who“. Dann war’s aber auch gut für heute und bei der letzten Folge bin ich dann gemütlich entschlummert.
Damit noch an alle Leser:

Frohe Weihnachten!

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