endlich in Paris … Nagoya

Unser nächstes Ziel war Nagoya, die Stadt in der Toyota als kleine Weberei das Licht der Welt erblickte und derzeit mit 2,3 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt Japans ist. Die Anreise mit der Bahn war sehr entspannt und nach 2 Stationen mit der U-Bahn haben wir unser Hotel erreicht. Hier wurde schnell klar, dass Platz Luxus ist, denn mit dem knapp 1,4 Meter breiten Bett in dem gefühlt 1,5 Meter breiten Raum waren wir froh einen Teil unseres Gepäcks erst am nächsten Abend in Osaka wieder zu sehen. Wir waren beide schon ein wenig erschöpft, hatten aber noch ein Nachtfoto vom Nagoya Castle am Programm. Also sind wir pflichtbewusst dorthin spaziert, vorbei an dem Nagoya TV Tower (erbaut 1954), der aus unserer Sicht dem Pariser Vorbild doch viel ähnlicher sieht als der Sky Tree in Tokyo bei dem im Reiseführer steht er sei dem Eiffelturm nachempfunden worden. Gegenüber befindet sich der Busbahnhof der ein sehr imposantes freistehendes Dach aus Glas mit integriertem Brunnen hat. Beide Gebäude waren in der Abendstimmung mit den Kirschbäumen sehr hübsch.

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Abendstimmung in Nagoya

Als wir endlich am Schlosspark waren fanden wir diesen größtenteils verschlossen vor und vom äußeren Park war es uns aufgrund der vielen Bäume kaum möglich ein vernünftiges Foto zu machen. Nachdem wir nun schon mehrfach erfolglos versuchten hübsche Nachtaufnahmen von diversen Sehenswürdigkeiten zu machen wird der Plan geändert, ab jetzt keine sinnlosen Nachtspaziergänge mehr.

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Nachtstimmung Nagoya jo

Beeindruckend war die Anzahl an wohl genährten Katzen in dem Park, die auch von Passanten gefüttert wurden, leider wollte sich keine von uns streicheln lassen.

Der nächste Tag in Nagoya stand unter dem Motto, entspannt ein Museum oder zwei zu besuchen. Damit begannen wir im Nagoya Science Museum das zu Fuß vom Hotel erreichbar war und das weltgrößte Kuppelplanetarium besitzt, wie die Australier so lieben auch die Japaner Aufzählungen und Reihungen von Sehenswürdigkeiten. Dieses ist in dem architektonisch interessant gestalteten Gebäude im oberen Teil einer Kugel die zwischen zwei Blöcken hängt untergebracht. Das Museum sollte auch einen freien englischen Audio Guide haben, den hätte man aber über WLAN herunterladen müssen und das ist uns leider nicht gelungen. Nichts desto trotz haben wir viel Spaß gehabt da es ein interaktives Museum ist in dem man sehr viel ausprobieren kann, da es am Wochenende von vielen Familien besucht wird mussten wir allerdings oft zuerst die kleinen Kinder beiseite schieben. Der Höhepunkt war besagtes Planetarium in dem wir eine 50 minütige Vorführung auf japanisch genossen haben, immerhin hat Alina einiges verstanden und auch ich habe 2 Wörter verstanden (Sayonnara, des ne). Wir waren beide sehr überrascht, dass dabei hauptsächlich unsere westlichen Sternzeichen gezeigt wurden, damit haben wir uns eine Aufgabe mitgenommen: das Studium der japanischen Astronomie. Im Ausstellungsraum „Unser Universum“ wurden wir mit dem Donauwaltzer begrüßt, sehr nett, Alina wollte gleich dazu tanzen, leider geht das alleine nicht, oder zu unserem Glück sonst wäre unser Besuch vermutlich vorzeitig beendet worden.

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Erschöpft vom ganzen Experimentieren haben wir uns in das „Love Pacific Café“ zurückgezogen und ordentlich zu Mittag gespeist: Suppe, Salat und ein Burger. Interessant haben wir die Namensgebung gefunden, wobei uns beim anschließenden Spaziergang weitere vergleichbare aufgefallen sind wie „Love Boutique“, “ Love Barbecue“, … diese und weitere interessante englische Namen finden sich immer wieder leider haben wir diese nicht zusammengefasst aber das ist ein weiteres Todo für den Rest des Urlaubs.

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Frisch gestärkt haben wir uns zum zweiten Mal zum Nagoya jo (Schloss) aufgemacht, diesmal allerdings mit der U-Bahn. Dort angekommen haben wir gerade noch die letzten 3 Minuten einer schauspielerischen Darbietung in historischen Kostümen gesehen und sind dann in ein altes Teehaus im Schlosspark spaziert um uns unsere wohlverdiente Nachspeise zu gönnen, U-Bahn fahren ist auch anstrengend. Nachdem wir uns somit wie echte japanische Schlossherren und Burgfräulein fühlten, haben wir uns zum Schloss aufgemacht. Dieses wurde 1610 gebaut und danach mit vielen weiteren Gebäuden und Mauern immer wieder erweitert, in den letzten Tagen des 2ten Weltkriegs ist es dann bis auf die Grundmauern abgebrannt und in den 50er Jahren mit Stahlbeton wieder aufgebaut worden. Der 7 stöckige Bau auf einer 15 Meter hohen Steinplattform ist sehr eindrucksvoll und der Blick auf die Stadt von oben durchaus sehenswert. Auf den unteren Ebenen befindet sich ein Museum mit Exponaten aus der Edo Zeit. Derzeit bauen sie originalgetreu auch wieder den Hommaru Palace (der ehemalige Samurai Sitz) mit allen Nebengebäuden aus Holz nach. Das erste Drittel war bereits eröffnet und wurde von uns besucht, sehr schön so ein historisches Gebäude mit neuem hellen Holz zu sehen, so wie es die Erbauer gesehen haben. Danach mussten wir leider schnell aus dem Schlosspark, da dieser die Tore schloss.

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Hommaru Palace

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Auf dem Weg ins Hotel in den wir unsere Rucksäcke gelassen haben sind wir noch ganz geplant in eine Craft Bier Bar gestolpert. Wieder mit dem üblichen Problem konfrontiert, dass Alina keinen Alkohol trinkt und nur die Bierkarte auf Englisch übersetzt war haben wir uns eigentlich ganz gut geschlagen. Als wir jedoch eine Portion Pommes bekommen haben und Alina wie eine Barbarin das erste mit den Fingern in den Mund steckte wurde die Kellnerin ganz bleich. Daraufhin brachte uns einer ihrer nicht ohnmächtig gewordenen Kollegen zwei Stäbchen und meinte nur wenn wir wollen, könnten wir auch diese benützen, somit haben wir zum ersten Mal richtig Pommes gegessen. Die Biere werden hier in Japan übrigens mit kleinen Papierstreifen beklebt auf denen der Name des Bieres steht, das ganze funktioniert ohne Klebstoff durch das Kondenswasser, sehr elegant und diese Zettelchen eignen sich gut zum mitnehmen und erinnern sofern man sie lesen und verstehen kann.

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Leider hatte diese Bar nur ein Bier der lokalen Brauerei Y. Market Brewing deshalb sind wir dann mit unserem Gepäck auch noch direkt zu denen gegangen um ein zweites Bier zu kosten und haben dabei ein typisch japanisches Käsefondue gegessen. Wehmütig mussten wir an Haralds Einladung zurückdenken als wir das Original essen durften, ich frag mich nur wer hats erfunden?

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Da Alina bereits meinte der Blog entwickelt sich zum reinen Essensblog erspare ich euch weitere Details. Also sind wir danach weiter nach Osaka gefahren, den dort hatten wir unser nächstes Hotel gebucht, in dem wartete auch schon unsere 3te Tasche auf uns, das Voraussenden des Gepäcks ist ein super Service zu einem vernünftigen Preis. Nachdem der Wetterbericht für den nächsten Tag primär und hauptsächlich Regen versprochen hat sind wir uns schnell einig geworden doch nochmals zurück nach Nagoya zu fahren, mit dem Zug ist das in einer Stunde machbar und mit unserem Railpass kostet es nichts, um auch noch das letzte Museum, das „Toyota Commemorative Museum of Industry & Technology“, zu sehen. Angenehmerweise beginnt die erste englische Führung um 14 Uhr also ausschlafen und gemütlich frühstücken, ein wenig durch faszinierende Elektronikgeschäfte spazieren und deren für uns ungewöhnliche Waren betrachten und wieder Zug fahren, das macht in Japan richtig Spaß, alles funktioniert, ist pünktlich, sauber, das Personal super freundlich. Echt, Japan und Zug bringt’s!
Im Toyota Commemorative Museum of Industry & Technology, welches auf dem historischen Grund der Toyota Weberei von 1911 steht, haben wir Japan wieder als Hochtechnologieland demonstriert bekommen. Das Museum besteht aus 2 Teilen, dem auf Weberei und Spinnerei spezialisierten und dem für Automobilerzeugung. Für beide Teile gibt es eine englische Führung von 45-50 Minuten die wir natürlich gemacht haben. Besonders der Teil in dem die unterschiedlichen Entwicklungen in Spinnerei und Weberei demonstriert wurden hat uns sehr gut gefallen, die Technik bis in die 30er Jahre ist halt auch für mich noch halbwegs zu verstehen. Interessant war, dass der Verkauf eines Webstuhlpatents welches 1924 angemeldet wurde und 1929 verkauft wurde den Grundstock für die Gründung und Fertigung der ersten Automobile gelegt hat. Der Clou an der Sache war, daß die Spindel im laufenden Betrieb gewechselt werden konnte, damit war ein kontinuierliches Weben möglich. Auch ein 1906 patentierter zirkulärer Webstuhl der damals noch von einer Dampfmaschine betrieben wurde war toll im Betrieb zu sehen. Das Firmenimperium besteht derzeit aus 17 Firmen und ist bis heute in der Entwicklung von Webstühlen und als Weberei von Stoffen für die Autosparte tätig.

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Das erste Auto war ein Lastwagen der 1935 gebaut wurde. Nur wenige Monate später kam der erste Personenwagen, das Modell AA. Beiden ging ein jahrelanger Entwicklungsprozess voraus in dem alle bereits gefertigten ausländischen Wägen und deren Komponenten nachgebaut wurden. Interessant wie dieser Teil der Geschichte in Comics dargestellt wird und die Fehlschläge als Mut verkauft werden. Letztendlich alles nur geklaut ;). Das soll nicht abwertend klingen, im Zuge dieses Kopiervorgangs wurde auch viel verbessert, der Motor hatte 10% mehr Leistung als die Vorlage, das gesamte Auto war 15% billiger als die Konkurrenz also durchaus Dinge die für den Konsumenten vorteilhaft waren. Spannend auch, dass zu Beginn nur 5 Autos des Models AA am Tag von insgesamt 4000 Arbeitern im Jahr 1935 das Werk verlassen haben. Der Rest des Museums wendet sich der Fertigung und der Entwicklung derselben zu, von fast reiner Handarbeit hin zu immer besserer Automatisierungstechnik. Toll zu sehen wie die Maschinen funktionieren, im Museum stehen riesige Maschinen und an jeder steht ein Mitarbeiter der sie bei Interesse der Besucher anwirft, von 200 Tonnen Stanzen aus den 30er Jahren zu vollautomatischen Schweißrobotern mit anschließender Schweißnahtkontrolle zur Lackiererei und der Endfertigung. Dazu gibt es noch einige Details wie Motorentwicklung, Rahmenbau, Lenkung, Sitzentwicklung, Autodesign und natürlich einige hübsch aufpolierte Autos aus der Geschichte von Toyota. Sehr interessant alles zu sehen, natürlich auch dank der vielfach in Englisch gehaltenen Erklärungen.

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Danach hat uns ein Spaziergang durch das sonnige Nagoya zurück zum Bahnhof geführt, somit wissen wir was wir vom japanischen Wetterbericht zu halten haben, nämlich das gleiche wie sonst überall auf der Welt ;). Von hier ging es mit dem Zug zurück nach Osaka und Nagoya ist offiziell für abgeschlossen erklärt, wie auch dieser Beitrag.

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