Krakau Marathon

Es geht wieder mal auf einen Wochenendurlaub, und zwar nach Krakau. Das ist ein Zeichen, dass langsam COVID zur Normalität geworden ist.

Den im Jahr 2020 wollte ich bereits im April nach Krakau, um hier den 19. Krakau Marathon zu laufen. Er wurde leider wie viele andere Reisen ein Opfer des Virus und so wurde mein Startplatz geparkt. Ich war auch einigermaßen überrascht als ich im Februar an den bereits vergessenen Startplatz erinnert wurde. Damit gab es jetzt ein paar Wochen Training und eine Bahnfahrt nach Krakau, um doch noch die Nummer 19 zu laufen.

Die Bahnfahrt verlief recht ereignislos, in einem leider sehr vollen Zug, bei dem die Sitze gegenüber kaum Platz für die Beine lassen. Die ca. 6 Stunden Bahnfahrt teilen sich auf, die ersten ~300 km in 3 Stunden und die letzten ~100 km, wieder in 3 Stunden. Das hat durchaus noch Potenzial nach oben. In Krakau angekommen besorgte ich mir gleich ein Ticket für die Rückfahrt, das war allerdings hat nicht so einfach wie erwartet. Nachdem ich 20 Minuten in der Schlange gestanden hatte, wurde mir erklärt, dass es die Falsche, nämlich Inland, war. Also durfte ich 20 Meter weiter nochmals 30 Minuten in der Schlange stehen, bis ich mein Ticket kaufen konnte. Was mit dem Klimaticket, von dem in Krakau noch niemand was gehört hat, immerhin 2 Damen für 10 Minuten beschäftigt hat. Aber nach einer Stunde hatte ich erfolgreich meine Rückfahrt gesichert.

Weiter ging es ins Hotel, das nahe dem Bahnhof, eigentlich ganz praktisch gelegen ist, wenn man allerdings das Zimmer Richtung Gleise hat, dann birgt das auch Potenzial für unruhigen Schlaf. Wäre allerdings schon zum Buchungszeitpunkt bekannt gewesen.

Mein Zimmer

Von hier ging es weiter zur Abholung der Startnummer, das war ein wenig auf der anderen Seite der Stadt, aber es kann ja nicht alles beim Bahnhof sein. Damit kam ich zu meinem ersten Stadt-Spaziergang zunächst durch die Altstadt mit dem fantastischen Hauptplatz und der Tuchhalle und dann weiter durch die neue Stadt in der sehr hübsche Jugendstil Gebäude stehen. Die meisten in recht gutem Zustand. Dann durch ein weniger erwähnenswertes Viertel und letztlich durch einen schönen Park zum Henryk-Reyman-Stadion, in dem die Startnummern Abholung stattfand. Da ich mich schon dran gewöhnt hatte, musste ich mich gleich mal 15 Minuten für meine Nummer anstellen. Da es verschiedene Wettkämpfe gab, waren die Ausgaben nach diesen getrennt, beim Marathon war eine riesige Schlange, während bei den anderen Schaltern die Ausgegebenden gemütlich plauderten. Aber auch die Schlange verging und nach der erfolgreichen Abholung ging es gleich weiter zur Pasta Party, die in der Startnummer inkludiert war. Ich nahm etwas Reis mit Gemüse und Kartoffeln mit Gemüse, dazu picksüßen Tee. Keine kulinarische Offenbarung, aber für ein verspätetes Mittagessen ganz OK.

Die Startnummer

Dann ging es wieder auf verschlungenen Wegen durch die Stadt, um möglichst viele Sehenswürdigkeiten aus dem Führer zu sehen. Nach einiger Zeit war dann die Energie draußen und ich beschloss mich der erneuten Nahrungsaufnahme zu widmen. Zum Glück hat Alina einen Freund in Krakau, der mir super viele gute Tipps gab, als auch die Schwester von Ewa hat mir Tipps ausrichten lassen. Der kleinste gemeinsame Nenner war für Kuchnia u Doroty, bei der ich das Lieblingsessen von Chris, nämlich Kartoffelpuffer mit Gulasch gegessen hatte. Es war super gut, nur leider sehr viel und so musste ich auf die Nachspeise verzichten.

Gulasch zwischen zwei Kartoffelpuffer mit Gemüse

Weiter ging es auf einer Verdauungsrunde durch Kazimierz dem ehemaligen Ghetto, das manche aus dem Film „Schindlers Liste“ kennen. Sehr hübsch, wenn auch an einigen Ecken leider der Verputz von den Wänden fällt. Das war dann aber auch wirklich das Ende des Anreisetags, zurück ins Hotel und nach ein wenig lesen versuchte ich früh zu schlafen.

Der Schlaf war trotz dünner Wände, aktiver Nachbarn und den gelegentlich vorbei undfahrenden Zügen eigentlich bis 5 Uhr ganz in Ordnung, dann frühstückte ich mein Müsli und trank meinen Kaffee, damit beim Start nichts mehr im Magen liegt. Um 7 ging es dann zum eigentlichen Frühstück, mit dem Vorsatz nur einen Kaffee und Saft zu trinken, aber dann sah ich Panna Cotta und konnte nicht widerstehen zum ersten Mal in meinem Leben genau das zum Frühstück zu essen. Es war leider eine große Enttäuschung, aber die Idee ist ausbaufähig.

Das Buffet
Mein Frühstück

Der Wetterbericht hatte übrigens ab 6 Uhr Regen versprochen und um 06:03 begann genau dieser auf mein Dachfenster zu prasseln, zum Glück war der Wetterbericht aber für die Zeit von 08:30 – 09:00 falsch und ich konnte trocken zum Start gehen und den Lauf ebenso beginnen. Das ist gewöhnlicherweise die unangenehmste Zeit, der Weg zum Start und das Warten auf den Startschuss. Liegt auch daran, dass ich mich für einen Marathon nicht warm laufen will, da laufe ich ohnehin genug und die ersten Kilometer machen keinen Unterschied ob warm oder kalt.

Der Lauf selbst fand bei nahezu optimalen Wetterbedingungen statt, in der Früh hatte es 8°C und im Ziel 13°C. Es war durchgehend bewölkt und es gab nur wenige kurze Schauer. Einzig die Schuhe blieben nicht trocken, was bei meinem strategischen Einschuh Ansatz für das ganze Wochenende blöd für den Nachmittag war. Zu Beginn lief ich die ersten 5 Kilometer in der Nähe der Pacemaker für 03:30, aber irgendwie hielt ich immer ein Auge auf die nicht viel davor laufenden 03:15er Gruppe, also löste ich mich aus dem Pulk, wo ich sowieso ungern laufe, und blieb irgendwie dazwischen, als dann bei einer Wende plötzlich die 3:15 Gruppe sehr nah erschien, entschloss ich mich dem Rat von Fredi zu folgen. Der erklärte mir nämlich vor wenigen Wochen beim Radfahren, dass auch beim Laufen der Windschatten sehr wertvoll ist und ich lief schon 7 Kilometer relativ alleine gegen den (schwachen) Wind. Also schloss ich nach 15 Kilometer zur 3:15 Gruppe auf und wie immer bei einem Marathon fühlte ich mich nach 15 km noch sehr entspannt, diesmal war aber noch ausreichend Sauerstoff im Hirn, dass ich die Notbremse zog und beschloss in der Gruppe zu bleiben. Das war eine wirklich gute Entscheidung, die optimistischen Pläne waren, dann bei km 35 zu überholen und Gas zu geben. Jedoch bereits bei km 28, nach einem eher intensiven und demotivierenden Schauer, war ich aber schon sehr dankbar für die Gruppe, die zog mich von da an bis Kilometer 39 in Richtung Ziel, alleine hätte ich mich dazwischen schon aufgegeben, leider bekam einer der beiden Pacemaker Probleme und fiel etwas zurück, sodass auch der zweite bei 39 km stehen blieb, damit war ich die letzten 3 Kilometer auf mich gestellt, dazu kamen auf den letzten 2 Kilometer noch 2 enorme Steigungen, vermutlich nicht mehr als 20 Meter aber die waren gemein, der ganze Marathon hatte laut meiner Uhr in Summe nur 126 Höhenmeter (und das ist mit Vorsicht zu nehmen), also war die letzte Steigung wohl eher 10 m als 20 m aber gemein war sie trotzdem. Nichtsdestotrotz kam ich mit 3:14:45 mit einer neuen persönlichen Bestzeit ins Ziel und war sehr zufrieden. Diese Zufriedenheit schlug schnell in Frost um und so machte ich mich mit meiner Alu-Decke rasch auf den Weg ins Hotel und unter die heiße Dusche. Zur Unterhaltung entlang der Strecke muss ich auch noch was schreiben, ich bin ja ein großer Zeppelin Fan, aber inklusive Start 5 x Thunderstruck ist übertrieben, interessant war die polnische Version von Eye of the tiger, Roxett und Abba sind sonst auch nicht Standard. Also es gab immer wieder mal Beschallung aus der Konserve, leider nur eine Live Kombo mit Schlaginstrumenten, aber durchaus bemüht für die wenigen Starter  (2975 Finisher bei 3021 Startern). Die Stimmung in Wien war bei meinen Antreten auch nicht besser. Eigentlich standen trotz des Wetters erstaunlich viele Schaulustige an der Strecke und motivierten die LäuferInnen. Die Verpflegung war gut organisiert, es gab gefühlt alle 2-3 Kilometer eine Station mit Wasser, Iso, Bananen, Schokolade, Salz, Zucker, Rosinen und vermutlich noch mehr. Die Freiwilligen Helfer waren zumeist Kinder und Jugendliche, die so motiviert waren, dass sie die Getränke immer weiter auf die Straße rausgehalten haben, dass sie dadurch manchmal unnötige Engstellen geschaffen haben. Was teilweise lästig war, wen man nur vorbei wollte.  Ich hatte diesmal die für mich ungewöhnliche Strategie gewählt meine eigenen Gels (3 Stück) mitzunehmen und dann mit einem Schluck Wasser zu trinken war auf jeden Fall erfolgreich, wobei Ernährung eh nie ein Problem ist.

kurz vor dem Start
Pacemaker Team
Start der ersten Gruppe
Startschuß
Start der Elite
Start der Meute
Die Band
Die Spitze und die Meute
Meine Gruppe kurz vor Kilometer 15
etwas grau, aber ideal zum Laufen
der schnelle Schluck
der Sieger David Metto in 2:14:07
die Siegerin Lilie Fisikovici in 2:40:35
die unscharfe Meute in 3:14:45
Verpflegung im Ziel
kmZeitAbschnitt
Zeit
PlatzPlatz
M40
Geschw.
[km/h]
Tempo
[min/km]
50:24:1824:1856423612,354:52
100:47:0722:4944218312,734:43
151:09:1522:0837415513,004:37
21,0971:37:4228:2735914912,964:38
251:55:3417:5234214212,984:37
292:13:0717:3332413313,074:35
352:39:3526:2829312313,164:34
403:04.2124:4625610113,024:37
42,1953:14:4510:2424910113,004:37
Daten, Daten, Daten …

Nach den Rohdaten noch ein wenig Statistik des Veranstalters: Zeit 03:14:45 Platzierung 249, Platz in der Kategorie M40 101. Der Schnellste hat diese Distanz in 02:14:07 und der Langsamste in 06:15:28 absolviert. Bei den Männern Platz 243, der letzte Teilnehmer hatte Platz 2515. Ihr Platz gehört also zu den oberen 10 % des Feldes. In der Klasse M40 hat der Schnellste die Distanz in 02:38:20 und der Langsamste in 05:58:53 absolviert.

Die Strecke

Nach ausreichender Rast ging es weiter zum vollen Luxus des Urlaubs, ich dachte mir in Wien es wäre eine geniale Idee nach dem Marathon eine Sport-Massage zu buchen, dazu googelte ich genau das in Krakau und suchte mir eine mit englischer Homepage, buchte mir selbige und freute mich darauf, das Ergebnis war na ja. Nach einer Stunde Ohmm Shanti Musik und einer wenig motivierten Masseurin, die vermutlich noch nie eine Sport-Massage gemacht hat, ging ich Medium frustriert auf Nahrungssuche. Mit dem Restaurant von gestern hatte ich noch eine Rechnung offen, die Apfelpfannkuchen mussten noch gekostet werden, so hab es zunächst eine normale Portion Pierogi und dann das Objekt der Begierde, das leider nur in 3 Stück großen Portionen kommt, zum Glück war das heute irgendwie möglich, aber besser den Magen verrenkt als dem Wirt geschenkt. Ziemlich angefressen spazierte ich dann nochmals durch Kazimierz auf neuen Wegen bis hin zur Synagoge und den sehr hübschen Platz davor, an dem gerade live Musik zu hören war.

Pierogi
Apfelkuchen

Danach spazierte ich weiter wieder in Richtung Zentrum, Ziel war ein Lokal mit dem hübschen Namen Multi Qlti, in dem ich mich mit Chris traf, der hatte nämlich am Abend spontan Zeit für ein Bierchen. Lange hielt ich allerdings nicht durch, dann überkam mich die Müdigkeit und wir spazieren gemeinsam in Richtung meines Hotels und Chris, dann weiter nach Hause, alles in allem ein sehr gelungener Tag.

Multi Qlti

The day after, wie nach einem Marathon üblich war die Nacht nicht so super, die Muskeln in den Beinen heizten die ganze Nacht nach und der Schlaf war wenig und unruhig. Daher machte ich mich bald nach Sonnenaufgang daran, die Beine bei einem Regenerationslauf nochmals durchzuschütteln, dabei kam ich auch wieder zu den gemeinen letzten Höhenmetern vom Vortrag, vielleicht waren es sogar nur 7, aber angefühlt haben sie sich trotzdem wie 20. Nach dem Frühstück, arbeitete ich noch ein paar dringliche Dinge ab und dann ging es in den botanischen Garten, den man besser nicht am Montag besucht, da am Montag die Glashäuser und das Museum geschlossen sind, vermutlich damit sich die Pflanzen von Wochenende erholen können? Die Magnolien waren gerade in voller Blüte und die ~400 Jahr alte Eiche gerade am Austreiben. Sonst blühte natürlich alles, was im Frühling Rang und Namen hat, in den verschiedensten Farben. Die gelegentlichen Schauer wartete ich unter verschiedenen Bäumen ab und so sah ich in 3 Stunden den ganzen Garten. Leider waren alle Info-Tafeln nur auf Polnisch, was den unvorbereiteten Touristen, der gerade Mal in Zug die 3 wichtigsten Wörter gelernt hat, vor leichte Verständnisprobleme stellte.

Magnolie
400 jährige Eiche
Magnolien
Wie in Wien

Nach einem kurzen Spaziergang zum präferierten Mohnstrudelhersteller von Rupert ging es zu der letzten Empfehlung ins Wesoła Cafe, das wie angekündigt gut besucht war, jedoch ein kleines Plätzchen fand sich und ich genoss noch einen Kuchen und Espresso.

Wesoła Cafe

Dann könnte ich den Abschied nicht weiter hinaus zögern und machte mich auf zum Bahnhof. Hier fand ich überraschend den Hintereingang, den ich bei der Ankunft nicht gefunden hatte und war dementsprechend viel zu früh dran. Zum Glück kam der Zug 20 Minuten vor der Abfahrt an und so blieb genug Zeit zum Einsteigen in einen der 3 Waggons, mit denen es wieder Richtung Wien geht.

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