Dalat – auf in die Berge!

Nachdem Alina Meer bekommen hat geht es jetzt für mich in die Berge, naja ganz so ist es nicht, wir freuen uns beide auf Dalat, jener von den Franzosen zur Stadt ausgebaute Ort, der Erleichterung von der Hitze und der Feuchtigkeit im Tiefland von Vietnam bringen soll. Dalat liegt auf 1500 m und ist von Bergen um die 2000 m umgeben, die natürlich komplett mit Bäumen bewachsen sind da hier das ganze Jahr über 15-25 Grad herrschen sollen. In Vietnam ist deshalb das Label „Made in Dalat“ ein Qualitätssiegel für Obst, Gemüse und Blumen, denn hier wächst alles, auch total exotische Sachen wie Kohl, Brokkoli, Artischocken, Kraut und Äpfel aber auch normale Sachen wie Kaffee, Mangos und Bananen. Die Hochebene um Dalat exportiert ihre Produkte nach ganz Vietnam. Wir sind hier auf der Suche nach angenehmen Temperaturen und ein wenig Natur mit Kleinstadtfeeling.

Um hier hin zu gelangen haben wir einen Bus genommen der uns in 4,5 Stunden vom Meer in die Berge gebracht hat. Wir hatten großes Glück, denn der Bus war fast leer und wir konnten uns noch gute Plätze sichern, je weiter hinten desto mehr gerüttelt wird man und das für 4 Stunden ist doch mühsam. Auch vorne war die Rüttelei schon anstrengend.

Hier angekommen haben wir uns zur ersten Sehenswürdigkeit aufgemacht, dem „Crazy House“. Dieses Haus wurde von der vietnamesischen Architektin Đặng Việt Nga entworfen und gebaut und ist nach wie vor nicht fertig sondern in vielen Teilen eine Baustelle. In einem Bericht wurde ihr Stil mit „Gaudi auf LSD“ beschrieben. Da ich Gaudi sehr schätze wollte ich das natürlich unbedingt sehen, erste Erkenntnis: die Beschreibung ist korrekt; zweite Erkenntnis: das Haus ist richtig super, würde aber im Westen nirgends eine Baugenehmigung bekommen. Am besten hier ein paar Fotos zum Genießen.

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Also wenn ich mal einen Architekten brauche dann werde ich dieses Mädl anheuern, sehr super was die so macht.

Danach haben wir uns durch ein hübsches Viertel mit Häusern aus der französischen Ära zum Essen vorgearbeitet. Sehr amüsant ist in Vietnam die Mischung aus katholischer Kirche und Kommunismus, hier haben wir auch dazu ein hübsches Beispiel gesehen.

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Das Essen war ausgezeichnet, wir waren in einem buddhistischen Lokal in dem wir uns nur durch Zeigen verständigen konnten, als Abschluss bekam ich noch ein vietnamesisches Danke raus und die ältere Dame die uns bediente sagte zeitgleich „thank you“. Mit ein bisschen gutem Willen geht es ja, da können sich die Japaner ein Beispiel nehmen ;).

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Dann ging es zurück ins Hotel, diesmal residieren wir richtig nobel im „Hotel du Parc – Dalat“. Dieses 1922 erbaute Hotel liegt am Rande der Innenstadt und kostet glücklicherweise nicht mehr als weitaus weniger hübsch aussehende Hotels, der Vorteil wenn man 2 Tage vorher bucht und 67% Rabatt bekommt. Cool ist der Zimmerschlüssel mit Lochkarte, vermutlich auch von 1922 ;).

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Im Hotel angekommen hat sich Alina gleich mal die Ausrede einer leichten Höhenkrankheit ausgedacht um nicht weiter Sightseeing machen zu müssen, also chillen wir entspannt.

Tag 2
Den zweiten Tag begann ich endlich wieder mal mit einem kurzen Lauf um den See in Dalat. Die Temperaturen waren zwar schon in der Früh über 20 Grad aber natürlich viel angenehmer zum Laufen als im Tiefland, zugegebenermaßen habe ich es auch dort nicht versucht, wie generell das Thema Laufen bis jetzt in dem Urlaub noch keinen hohen Stellenwert eingenommen hat.
Nachdem ich Alina aus dem Bett geschmissen habe sind wir in ein nettes Lokal am See, das ich beim Laufen entdeckt hatte, frühstücken gegangen, bisher die teuerste Mahlzeit hier.

Von dort ging es kurz nach 9 zum Blumengarten, die Sonne war schon so stark, dass wir von Schatten zu Schatten gehüpft sind und Alina ein wenig an Australien erinnert war, das war gar nicht gut. Im Blumengarten selbst gab es aber immer wieder Bänke im Schatten und so mussten wir immer nur wenige Schritte durch die Sonne gehen. Er war sehr hübsch aber ein ungewöhnliches Konzept mit viel Kitsch, erneut erhielten wir viele gute und weniger gute Ideen für unseren Garten.

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Von der anstrengenden Beschäftigung ermüdet nutzen wir die Gunst der Stunde, es war schon Mittagsessenszeit, um erneut direkt am See auf einer kleinen Insel zu speisen. Am frühen Nachmittag zogen langsam Wolken auf und wir nutzen den Schatten um unsere Runde um den See zu vervollständigen und dabei noch einen Neubau aus Glas in Blumenform zu bewundern. Hier legten wir auch noch einen taktischen Supermarktstopp ein um dann gemütlich im Hotel den Abend zu verbringen, denn Alina ist nach soviel Action noch immer nicht ganz fit, die Höhenluft macht ihr zu schaffen, also heißt es viel Ruhe.

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Tag 3 begann mit einem entspannten Frühstück, nahe dem Hotel. Ein großer Vorteil wenn man das Frühstück nicht im Zimmerpreis enthalten hat, ist die Freiheit sich jeden Tag ein neues hübsches Lokal zu suchen. Vom Frühstück ging es über die katholische Kathedrale zum Bao Dai, dem „Sommerpalast“ welcher 1938 fertig gestellt und vom letzten König von Vietnam in Auftrag gegeben wurde. Alina meinte ja, der Palast ist nicht so eindrucksvoll, aber immerhin eine ca. 1000 Quadratmeter große Hütte für den Sommer finde ich durchaus angemessen. Zugegeben 1938 hätte man schon einen Kinosaal mit einbauen können aber sonst fehlt es an nichts ;). Um den Palast, der auf der Spitze eines Hügels liegt, erstrecken sich noch schöne Gärten, die von den busseweise herbeigekarrten Touristen komplett ignoriert wurden. In den Föhrenwäldern um die Blumenbeete sind nette schattige Wege angelegt auf denen wir noch ein wenig diese Anlage genossen haben. Von hier ging es vorbei an zahllosen Souvenirsshops, bei denen es uns jedoch besser als in Japan gelang nichts zu kaufen. Im Palastgarten wurden auch ein paar interessante Vespas hergezeigt, eine war komplett mit rosa „Blütenblätter“ beklebt.

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Die zweite Station war der Markt von Dalat, ich habe ja eine große Liebe zu Märkten und der in Dalat war ein durchaus schönes Beispiel, das Gebäude selbst war schmucklos aber innen und drum herum fand man alles was man sich vorstellen kann.

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Um unsere Rücken beim weiteren Transport zu schonen haben wir aber auf Einkäufe verzichtet, sind jedoch beim Anblick des Essens hungrig geworden und vom Markt in das vegetarische Lokal „Hoa Sen“ gegangen. Dieses ist wie viele rein vegetarischen Lokale in Vietnam mit buddhistischem Hintergrund, genaueres habe ich nicht verstanden aber es waren viele Mönche in traditionellen Gewändern dort und an den Wänden hingen Bilder von vermutlich heiligen Menschen. Dort konnten wir zum ersten Mal eine chinesische und vietnamesische Spezialität sorgenfrei, aus Sicht der Tierschützer, ausprobieren, nämlich Hot Pot, eine Suppe auf einen Tischofen, mit Gemüse, verschiedenen Tofu Sorten, Pilzen und Fleischersatz zu der es noch rohes Gemüse, Reisnudeln und Soßen gibt. Das rohe Gemüse kocht man in kleinen Portionen in der Suppe, damit es immer schön knackig ist, die Reisnudeln kommen in das Essschüsselchen und die Suppe mit den Soßen nach Belieben drauf. Das ganze ißt man so lange wie möglich, bei uns war es am Ende schon ein ziemlicher Kampf. Geschmacklich ausgezeichnet auch wenn ich auf falsche Shrimps, Schinken und ähnliches, die ohnehin nach nichts geschmeckt haben, gerne verzichten könnte.

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Die Idee ist aber ausgezeichnet und eignet sich ähnlich dem Fondue sehr gut für einen geselligen Abend.
Leider ist Alina aber noch immer nicht fit also sind wir mit dem Taxi wieder Richtung Hotel wo es die verdiente Nachmittagsruhe gab.

Ich habe in der Zwischenzeit eine kleine Runde zu einer weiteren Sehenswürdigkeit gedreht, dem Bahnhof, die Franzosen hatten Dalat nämlich ans Bahnnetz angebunden, leider ist das nicht mehr der Fall. Die historische Bahn fährt noch ein paar Kilometer in den nächsten Ort, eigentlich nur für die Touristen, der Reiseverkehr geht aber nur mit dem Bus.

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Zurück im Zimmer hat sich Alina noch bereit erklärt sich zum Üben hinzulegen, da der Urlaub immer näher dem Ende zu geht und ich in Wien meine Shiatsu Ausbildung gerne abschließen würde fange ich langsam an mir die Grundkurse nochmals vorzunehmen.

Tag 4
Der Abreisetag begann mit dem vermutlich letzten Lauf des Urlaubs, der war eigentlich nur durch die Eindrücke vom ersten Lauf motiviert, bei dem ich das Telefon nicht mithatte, auch diesmal wurde ich durch super Morgenstimmung belohnt und konnte mir dadurch einige Fotopausen gönnen.

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Dann ging es wie üblich auf die Suche nach dem besten Frühstück der Stadt, diesmal wieder direkt an den See. Hier zahlt man jedoch mehr für die Lage auch wenn das Frühstück nicht schlecht war, also sind wir gleich danach zum zweiten Frühstück und dann schweren Herzens ins Hotel zum Packen, denn trotz Alinas Probleme mit der Höhe hat Dalat bei uns einen sehr positiven Eindruck hinterlassen.

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Dann mussten wir auschecken und begaben uns auf eine Abschlussrunde durch die Stadt, zuerst natürlich gerade aus zum Mittagessen, schließlich war das zweite Frühstück schon über zwei Stunden her. Bei dem Versuch den höchsten Punkt der Stadt zu erreichen sind wir dann an den vielen kleinen Sackgassen gescheitert, haben jedoch dadurch eine weitere Facette der Stadt kennengelernt.

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Leider war die Zeit so schnell vorüber, dass wir nach zwei weiteren Cafépausen schon ins Hotel mussten, von wo wir den Bus zum Bus nahmen, der uns in den nächsten 14 Stunden nach Da Nang bringen sollte. Zu der Fahrt gibt es nur zu sagen: Durchschnittsgrösse der Vietnamesen 1,62 m … grmpf. Das waren nicht die bequemsten 14 Stunden, auch wenn es noch immer besser war als die ganz langen Flüge am Anfang der Reise.

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