Australien … oder ein kleines Eck davon

Wie zu Neuseeland wollen wir auch einen Beitrag mit allgemeinen Betrachtungen zu Land über Leuten abgeben, leider ist es durch die weite des Landes nur für das kleine Eckchen das wir besucht haben möglich.

Das bringt mich auch schon zum ersten Punkt, die Weite des Landes. In Australien werden die Entfernungen als Fluch des Landes bezeichnet und so ist auch unser Erfahrung, Australien ist zweifelsfrei ein Land mit wundervoller Natur und tollen Gegenden, nur ist es nicht ganz einfach dort hin zu kommen. Das bringt auch die Erkenntnis mit sich, das wir mehr gesehen hätten wenn wir doch das eine oder andere Stückchen geflogen wären. Selbst die Gebiete in Tasmania, Victoria, South Australia und New South Wales die wir bereist haben ergeben nur ein kleines Bildchen vom Land, das nicht umsonst auch ein Kontinent ist. Die Wüste haben wir nur von oben am Flug nach Bangkok gesehen.
image

Ein Wort zu den Öffnungszeiten kann ich euch nicht ersparen, Supermärkte findet man überall und auch meist geöffnet, je nach Größe des Ortes auch bis nach 19:00 Uhr. Aber Restaurants, Pubs und ähnliches sind in ihrer Wahl der Betriebszeiten doch sehr wählerisch, sogar in Sydney ist fast alles um 22:00 Uhr dicht.

Mein treues Kerzchen konnte ich wie in Neuseeland aufgrund der langen Tage wieder kaum einsetzen, aber bald ist es soweit, das ich im romantischen Kerzenschein sitzen werde. Das bringt mich zum Thema Tageslicht, dieser Winter mit stark verlängerter Sonnenbestrahlung hat für mich auf jeden Fall das Glas wieder halb voll gemacht.

Die Idee mit Patsy hat Lust auf mehr gemacht und so werde ich meinen Traum vom eigenen VW Bus vermutlich doch bald in die Tat umsetzen. Das entsprach ursprünglich nicht ganz meiner Idee vom Camping aber an diesen Luxus habe ich mich schnell gewöhnt.

Mehrtageswanderungen sind ein spezielles Thema, zugegeben ich war sehr traurig denn Overland Track nicht gemacht zu haben, auf der anderen Seite mag das höchst wahrscheinlich unsere Beziehung gerettet haben. Derzeit ist Alina einfach nicht glücklich damit Essen, Trinken, Geschirr und Campingsachen über viele Kilometer bergauf zu schleppen und tagelang keine Dusche zu haben, eigentlich komplett unverständlich ;). Naja die Erkenntnis hat uns dazu bewogen unsere Pläne dem anzupassen und es bei Tageswanderungen zu belassen, hoffentlich haben wir dazu bald wieder die Gelegenheit.

Die Tierwelt war ja in Neuseeland schon toll aber Australien mit streichelbaren Säugetieren ist sie der Wahnsinn. Ich bin voll auf meine Kosten gekommen viele verschiedene Tiere zu beobachten und mit dem Buch zum bestimmen von Vögel habe ich sogar begonnen mich ein wenig für Federvieh zu interessieren, daß ist ja Alinas große Leidenschaft. Auch die Insekten waren toll, alles in allem sehr toll in einem Land zu sein in dem es noch richtige Wildtiere gibt, die nicht 100% kontrolliert sind. Das traurige daran war, dass vor allem in Tasmanien auf machen Straßen alle 20 Meter ein Roadkill zu sehen war. Die gefährliche Tierwelt Australiens blieb uns zum Glück erspart, durch Patsy waren wir sicher weiter weg als im Zelt aber abgesehen von 2 giftigen Schlangen und menschenfressenden Spinnen ;) war unser Aufenthalt in dieser Hinsicht ereignislos. Im Vorfeld hatten wir uns zu diesem Thema mehr Sorgen gemacht, hat natürlich auch mit unseren Aufenthalt in der Natur zu tun, ich sage nur Mehrtageswanderung.

Wir haben uns unterwegs auch immer wieder Mal versucht die Qualität des Landes an der Frage, würden wir hierher auswandern wollen, zu beurteilen? Bei Neuseeland war meine Antwort noch ein klares Jaaber, ich könnte es mir vorstellen will jedoch keinesfalls auf Freunde und Familie verzichten. Bei Australien war es mehr ein Jeinaber ich bin ein wenig gespalten es gibt vieles Tolles aber so ein unterschwelliges Bauchgefühl, dass eher nein sagt ohne es genau festmachen zu können. In jedem Fall werden wir nicht auswandern, besonders nicht nach Australien ;).

Das Wetter war uns größtenteils wohl gesonnen, zumindest mir, den Sonne und Alina passt seit Australien nicht mehr so richtig zusammen. Alina wurde komplett umgedreht und liebt neuerdings Klimaanlagen. Allgemein Muss ich die letzten 3 Monate sehr loben das Wetter war bis auf wenige Ausnahmen sowohl in Neuseeland als auch in Australien sehr urlaubsfreundlich.

Ein Thema das im Vorfeld vielfach als schwierig beschrieben wurde ist das Thema wie mit den Aborigines umgegangen wurde und wird. Ich stimme dem schwierig leider zu und wollte mich drücken diesen Absatz zu schreiben. Wir sind in dem Thema zwiegespalten, wir haben oft versucht uns dem Thema zu nähern und haben mit einigen Aborigines gesprochen. Klar ist, es gab historisch großes Unrecht und Australien und die Regierung ist nach wie vor nicht bereit sich dem Thema adäquat zu nähern. Einige historische Fehler wurden als solche anerkannt, im speziellen die Terra Nullis Entscheidung, auf der anderen Seite muss man die Tatsache anerkennen, dass auf unserer Welt kein Platz für einen Kontinent in der Steinzeit ist. Daher fanden wir es vielfach schade, dass die heutigen Forderungen oft noch die von vor 200 Jahren sind. Viele Aborigines wollen ihr Kulturgut „Dreamings“ nach wie vor geheim halten und zu dem Leben vor 200 Jahren zurückkehren. Dieser Wunsch wird sich vermutlich nicht so einfach erfüllen lassen. Wir haben nur mit wenigen gesprochen die eine volle Integration anstreben bei der ihr Kulturgut erhalten bleibt. Unangenehmerweise ist der Umgang der Eurasischen Bevölkerung mit den Aborigines oft ein sehr abwertender, das mussten wir in vielen Führungen und Gesprächen erleben. Uns ist auch aufgefallen, dass es nicht einfach ist mehr von der Aborigines Kultur zu erfahren solang man nicht Teil derselben ist, damit wird das Verständnis unserer Meinung nach auch nicht gefördert.

Lustig zu sehen war besonders in Sydney welche Auswüchse der Selfiekult im touristischen Bereich bekommen hat. An vielen Attraktionen muss man sich am Eingang vor einem Bluescreen fotografieren lassen und dann am Ausgang Fotos betrachten in denen komplett unrealistische Ansichten geboten werden und diese dann im Idealfall auch noch kaufen. Wir haben nach einigen Versuchen dann doch einen Weg gefunden nicht mehr fotografiert zu werden.

Ein Punkt noch zum Thema öffentliche Verkehrsmittel. Diese gibt es nicht, außer im unmittelbaren Ballungsraum der 5 Großstädte daher ist Australien ein Land der Autos, das zieht sich leider bis in die Städte. Die Fußgängerampeln schalten nie auf grün, man muss zunächst proaktiv drücken und in der nächsten möglichen Grünphase wird dann für 2 Sekunden grün geschalten. Daher verpasst man fast immer eine Phase und fühlt sich nicht besonders wertgeschätzt.

Update Gitarre: nach zwei Monaten „intensiven“ Übens habe ich es rechtzeitig geschafft zu Alinas Geburtstag Happy Birthday im dritten Versuch richtig zu spielen. Ich möchte mal vermuten, dass ich kein außergewöhnlich begabtes Naturtalent bin. Die Gitarre bleibt aber weiterhin im Reisehandgepäck ;).

Der Fuß und seine Motivation zu schmerzen ist eine weitere Episode in Australien auf die ich gut hätte verzichten können. In der Zwischenzeit ist der Fuß im täglichen Gebrauch wieder ganz in Ordnung, wenn ich allerding mehr Gepäck auf den Schultern trage spüre ich die Stelle sofort wieder schmerzlich und in Thailand würde ich ohnehin nicht auf die Idee kommen es mit laufen zu probieren, also kann er sich noch 3 Wochen erholen ;).

Ernährung war ähnlich wie in Neuseeland recht unkompliziert, selbst in kleinen Orten ohne Touristen gab es genug für uns zu essen. Meist haben wir jedoch ohnehin selbst gekocht und die besten Lebensmittelmarken bald gefunden. Das Kaffeeerlebnis war schon ein wenig schlechter als in Neuseeland aber noch immer sehr erträglich.

Der geneigten Leserschaft zuliebe steife ich das Thema Craft Bier nur ein wenig, damit die letzten 3 Leser nicht auch noch abspringen. In jedem Fall viel ergiebiger als in Neuseeland und in den Städten eine richtig ausgeprägte Kultur.

Die Nationalparks waren hingegen entsprechend ihrer touristischen Wichtigkeit unterschiedlich gut ausgebaut, von fast nicht sichtbaren und überwachsen Wegen bis hin zu Neuseeland Standard Wegen. Das ist natürlich auch leicht durch die Größe des Landes zu erklären und durch den anderen Zugang, während in Neuseeland vielfach freiwillige beim DOC mit arbeiten ist es in Australien ein ganz normaler Job.

Generell muss man sagen, dass die Verweildauer in Australien mit längeren Aufenthalten an den Orten signifikant dazu beigetragen hat mehr von der Kultur, Politik und den Menschen mitzubekommen. Gerade in den Städten als Orte der kulturellen Interaktion haben wir signifikant mehr Zeit verbracht. Wir werden unsere nächsten Ziele unter Berücksichtigung dieser Erkenntnis planen.

2 Gedanken zu „Australien … oder ein kleines Eck davon“

  1. Ich bin überaus froh dass Ihr beschlossen habt, nicht auszuwandern! So sehr ich meine ErsatzkletterpartnerInnen auch schätze, Du bist halt doch nicht zu ersetzen. Auch meinen Lieblingscraftbeerbrauer auf noch längere Zeit entbehren zu müssen würde meine bereits jetzt recht ausgeprägten Entzugserscheinungen – Schlaffbauch, Kehlentrockenheit und Frostbeulen – ins Unerträgliche steigern und einen entbehrungsbedingten Teilsuizid ins Denkbare rücken.

    Dass der Roadkill keine besondere Erfreulichkeit in Euren Vegetarierseelen aufkommen lässt, versteh ich ja. Ich hingegen hätte die Gelegenheit bestimmt genutzt und mir ein schmackiges Känguruhschwanz-Steak gebraten, oder was da halt so herumlag. Ich hoffe, Ihr habt mir zumindest ein paar von den armen Viechern mitgenommen, damit sie nicht gänzlich sinnlos verendet sind. Lagert sie halt eher kühl bis Ihr wieder da seid!

    Apropos Craft-Beer: Sogar auf Koh Tao, was ja nun wirklich eine winzige Insel ist, hab ich ein Schild entdeckt, das zur Craft-Beer Verkostung einlud. Allerdings stand der Preis dafür auch drauf, und der war selbst für europäische Begriffe so abenteuerlich (100 € für 10 Biere), dass ich drauf verzichtet hab, mich als Touristenkoffer abzocken zu lassen :-)

    Ein wenig überrascht mich jetzt aber doch, dass Du noch nie einen Perlenfischer gesehen hattest. Als ausgebildeter Rettungsschwimmer und Wasserjunkie hätte Dir sowas eigentlich schon mal unterkommen müssen. Dass man so einen allerdings gerade in der Oper fischen lässt halt ich allerdings für sehr bedenklich! Hoffentlich hatte Alina keine Perlenkette an…

    Die Viecher im Wild Life Zoo sind ja sehr großartich! Ich hoffe Du hast die Klettemoves von diesem eigenartigen Reptil aufmerksam studiert, damit Du sie mir zuhause vorklettern kannst – die scheinen mir sehr originell! Aber wer hat dem armen Vogel diese komische Mütze aufgesetzt? Das fällt ja schon fast unter Tierquälerei. Man sieht jedenfalls, dass der Wombat mit Abstand Euer Lieblingstier ist – vermutlich aufgrund seiner so vertrauten Schlafpositionen? Eure Fotos aus dem Sydney Aquarium sind übrigens in jeder Hinsicht weit toller als meine Unterwasserfotos in Thailand. Pfeif auf’s Tauchen – im Zoo sieht man viel leiwandere Viecher viel leiwander, und sie können auch nicht abhauen bevor man sie ordentlich vor der Linse hat :-)

    Mittlerweile seid Ihr ja schon lang in Thailand, aber aufgrund der von dort nach Hause mitgenommenen Faulheit hab ich es erst jetzt geschafft, wieder mal was in Euer Blog zu tipseln :-)

    Hottehü,
    Ruppl

    1. Schön zu hören, dass ich nach den 6 Monaten noch gebraucht werde, langsam setzt nämlich die Sinnkrise ein und besser regelmäßig ein Seil zu halten als nur am Straßenrand zu sitzen, also lass das mit dem Teilsuizid besser bleiben. Immer schön von dir zu lesen, freu mich schon auf die gemeinsame Pizza, und das Seil halten natürlich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert