Bordertown & Grampians

Nach den Höhlen wollten wir den totalen Kontrast, nämlich weiße Kängurus, das sind keine Albinos sondern einfach eine sehr seltene Fellfärbung bei den normalen Kängurus. Eines dieser Tiere wurde vor 40 Jahren gefangen und in Bordertown gemeinsam mit anderen Kängurus eingesperrt, scheinbar ist diese Genkonfiguration dominant, also gibt es mittlerweile ca. 40 in Gefangenschaft geborene weiße Kängurus die in Zoos in ganz Australien und eben in Bordertown leben. Hier findet sich die größte Ansammlung in einem Wildgehege, wir erwarteten uns die Tiere nur in der Dämmerung am Rande dieses großen Geheges zu sehen, in Wahrheit war das Gehege nicht so groß und die Möglichkeit sich zu verstecken dementsprechend klein, somit haben wir die Tiere in der Nachmittagshitze beim chillen und schlafen beobachten können. Die Show hat ihnen allerdings ein Pfau gestohlen der die Touristen um Nahrung angebettelt hat, letztendlich haben sogar wir ihm eine Traube spendiert und wollten schon fahren als wir noch eine wunderschöne Pfauenfeder gefunden haben, damit war der Tauschhandel perfekt und wir um ein Souvenir reicher. Der anschließende Einkauf im Supermarkt brachte das Herz des Hobbybrauers zum höher schlagen, denn es gab ein volles Regal mit Home Brew Sets.

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Da der Tag noch ein paar Kilometer her gab haben wir uns noch in den Little Dessert Nationalpark gewagt, hier haben wir in einem Naturlehrpfad die Vegetation erklärt bekommen. Leider waren die meisten beschriebenen Pflanzen an den markierten Stellen tot, doch ein paar Meter weiter haben wir vermutlich genau die gleichen gefunden, oder zumindest ähnliche ;). Der Little Dessert Nationalpark ist keine Wüste im klassischen Sinn, sondern eine sehr karg bewachsene Ebene, diese Form der Vegetation nennt man Mallee und ist eine Savannenvegetation mit unterschiedlichen kleinwüchsigen Eukalyptusarten die nur 5-7 m hoch wachsen.

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Nach dem doch eher enttäuschenden Naturlehrpfad sind wir noch ein Stück weiter zu einem freien Campingplatz am Fuße des Mount Arapiles gefahren. Am nachfolgenden Tag wollte ich dort mal wieder in die engen Kletterschuhe schlüpfen und ein paar Felsen erklimmen, das Unterfangen stellte sich jedoch als aussichtslos heraus, da es dort ausschließlich Trad climbing gibt und ich das mit der Selbstabsicherung leider in meinem einzigen Versuch mit Walter nicht ausreichend gelernt habe. Also blieb es bei ehrfurchtsvoller Berührung der Felsen und einem kurzen Ausflug auf den Gipfel, zu dem ich sogar Alina aus dem Schatten locken konnte. Das Wetter ist aktuell nämlich recht extrem, sobald die Sonne scheint ist es so heiß, dass wir es nur im Schatten aushalten, wenn sie aber untergeht wird uns schnell bitter kalt.

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Nach der Enttäuschung ging es weiter in den nächsten Nationalpark, in die Grampians, ein Park der bereits im 19 Jahrhundert als Erholungsgebiet genutzt wurde und dementsprechend gut erschlossen ist. Auf dem Weg ins Zentrum des Örtchens Halls Gap (300 Einwohner, 300 000 Touristen/Jahr) sind wir bereits an einem Highlight stehen geblieben, den Mackenzie Falls, ein trotz der aktuellen Trockenheit ganz respektabler Wasserfall, welcher wieder über ein ganz gefährliches Wegnetz zu erreichen war. Dieses sollte Alina aus anderem Grunde noch zum Verhängnis werden. Die Wege um den Wasserfall waren um 16 Uhr leider noch sehr sonnig und trotz dem Hut und der üblichen Vermummung gab das einen Sonnenstich/Hitzschlag oder sowas dazwischen sodass sie die nächsten Tage ausfiel. Der Wasserfall selbst war sehr hübsch und wir konnten sogar einen Regenbogen sehen.

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Vom Wasserfall ging es noch zum Reed Lookout der an einer Felskante einen schönen Panoramablick bot.

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Der Campingplatz in Halls Gap war schnell gefunden und von dort in wenigen Minuten auch ein Pub zu erreichen ;).
Das brachte mir ein Fat Yak – Pale Ale ein und viele Fotos von Kängurus, die dort zu Hunderten herumlaufen, sowie ein paar Vögel.

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Allerdings musste ich das Bier auf einer Bank am Weg trinken, da das Pub um 21 Uhr schließt, so wie fast alles andere nur 9-17 Uhr offen ist, also hier waren wir wirklich häufig glücklich über die bescheidenen Öffnungszeiten in Wien.
Am nächsten Morgen hat Alina dann den Vortag voll mitbekommen und war nur schaumgebremst unterwegs. Somit hat sich der Krankenwagen mit dem Fußmaroden und der Hitzekranken nur schleppend in Bewegung gesetzt.
Der erste Stopp in Halls Gap war wie üblich die Touristeninformation, die gestern bei unserer späten Ankunft um 16:30 natürlich schon geschlossen hatte. Dort wurden uns die wichtigsten Sehenswürdigkeiten ans Herz gelegt und das beste Kaffeehaus empfohlen, dort stärkte ich mich zum zweiten Frühstück mit Kaffee & Kuchen und Alina bekam einen kühlen Eistee.

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Wenige Kilometer weiter war das „Brambuk – The National Park and Cultural Center“, ein von Aborigines geführtes Zentrum, das den Nationalpark verwaltet und die Traditionen pflegt. Ein kurzer Film über den Nationalpark zeigte ein wenig über die neuere Geschichte sowie Pflanzen und Tierwelt. Der Rest des Zentrums bestand aus Postern, die wir alle aufmerksam gelesen haben, damit wir im Schatten bleiben und nicht zu viel gehen. Nach einigen Stunden war aber auch der Lesestoff zu Ende und wir steuerten noch eine kleine Wanderung an, die Alina in Patty schlafend verbrachte während ich hinkend die paar Meter hinter mich brachte. Naja, ganz so weit war es nicht, schließlich führen die Straßen überall bis fast zu den Fotopunkten. Mein Weg führte mich zunächst zu den Turret Falls, die leider im Gegensatz zu den gestrigen Wasserfällen komplett ausgetrocknet waren. Von dort war auf meiner Wanderkarte ein kleiner Weg zum Garden of the Grampians eingezeichnet, der jedoch immer enger und kleiner wurde, am anderen Ende fand sich dann auch eine Tafel die ihn als geschlossen erklärte, naja typisch würden da einige sagen, aber ich bin wieder mal nicht schuld. Von dort ging es vorbei an genialen Sandsteinformationen zu einer Aussichtsplattform „The Pinnacle“, die eine super Aussicht auf Halls Gap und einen Stausee bietet. Am Weg zurück zum Auto kam ich noch am Grand Canyon der Grampians vorbei, eine vielleicht 40 m hohe enge Schlucht die hübsch ist aber der Name ist doch etwas hoch gegriffen.
Gemeinsam sind wir dann nach einer kleinen Stärkung zum Boroka Lookout gefahren und haben uns die selbe Aussicht etwas weiter nördlich nochmals angesehen.

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Am Weg zum nachmittäglichen Endpunkt unseres Tages sind wir dann endlich noch über eine Familie Emus gestolpert, somit fehlen uns nur noch Wombats auf unserer Liste der Tiere die wir gerne in der Natur sehen wollen.
Der Weg zur Plantation Campsite über die Plantation Road war nun endlich eine der gefürchteten Waschbrettstraßen, mit unserem Auto eine wahre Qual, wir dachten jeden Moment zerspringt das Ding in tausend Teile, doch nach einer Ewigkeit haben wir auch die paar Kilometer hinter uns gebracht und uns gemütlich zwischen Kängurus eingerichtet. Die Duschen waren auch sehr super.

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Am letzten Tag in den Grampians sollte mein sportlicher Höhepunkt kommen, klettern im Sektor „The Ravine“, der einzige Sektor der mit Sportkletterrouten eingerichtet ist und sogar ein paar in meinem Schwierigkeitsgrad haben sollte, so dachte ich zumindest. Also früh morgens los, denn spätestens um 12 Uhr wollten wir wieder beim Auto sein damit Alina nicht wieder zuviel Hitze abbekommt. Die Anfahrt auf unterschiedlich guten Straßen war 35 km weit und benötigte 1:05 Stunden Fahrzeit, der Zustieg laut Topo 40 min wovon 2,5 km auf einer Sandstraße zu gehen waren. Also war meine Vermutung, dass das Gebiet gleich daneben war, diese war jedoch falsch, nach den 35 min auf der Sandstraße sind wir noch 40 Minuten durch den dicht bewachsenen Busch mit riesigen Spinnen, die sich vermutlich von Kletterern ernähren, gewandert und haben verzweifelt gut versteckte Steinmännchen gesucht, weil Weg war keiner zu finden. Letztendlich haben wir den Sektor gefunden und ich habe mich in vorbildlicher Weise 3 Routen 6a hinaufgesessen, so macht Sporthängen keinen Spaß. Ich dachte, dass nach den 2,5 Monate nicht klettern meine Verfassung etwas besser wäre, da habe ich mich wohl geirrt. Den Rückweg haben wir dann in rekordverdächtigen 65 min geschafft, keine Ahnung wie das in 40 min zu machen sein soll, mein Respekt für australische Kletterer steigt immer mehr.

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Zurück wollten wir noch die Panoramastrasse über das Victoria Valley nehmen um auch die Südgrampiens zu sehen, die waren nämlich nicht dem Feuer von 2014 zum Opfer gefallen und sind daher signifikant dichter bewachsen. Leider führte die Panoramastrasse zu 97% durch Farmland, welches uns in den letzten Tagen schon viel zu lange begleitet hat. Somit haben wir die verbleibenden 3% auch nicht mehr ausgiebig gewürdigt.

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Wir waren eigentlich nur noch auf der Suche nach einer Dusche und sind deshalb nach Dunkeld auf den nächsten Campingplatz gefahren, wo wir gleich gegenüber eine Emufamilie und weitere Vögelchen beobachten konnten.

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