Bologna II – Wien

So, heute konnten wir zum ersten mal richtig ausschlafen, das Hotel war zwar nicht sehr nobel aber das Zimmer war relativ ruhig und so begaben wir uns erst gegen 09:00 Uhr zum Frühstück. Dieses war etwas bescheidener als in Florenz mit einem Kaffeeautomaten, der echt keinen guten Kaffee machte aber das hat dem entspannten Morgen keinen Abbruch getan.

Nachdem wir unsere 7 Sachen in die Rucksäcke verpackt hatten checkten wir aus, ließen die Rucksäcke noch im Hotel und machten uns auf den Weg ins Zentrum um einen zweiten Einblick in die Stadt zu erhaschen. Da mich Wasser immer schon begeistert hat ging es zunächst zu den alten Kanälen, die seit dem Mittelalter die treibende Kraft für Energie und Transport in Bologna waren, diese Kanäle führten über die Poebene bis Venedig. Leider wurden die meisten in den 30er Jahren des 20ten Jahrhunderts verbaut.

Von diesen ehemaligen Transportwegen ging es weiter ins Zentrum, hier haben wir uns ein weiteres Monument, die Cattedrale Metropolitana di San Pietro angesehen. Innen weit hübscher als der Dom und mit reich verzierten Kapellen.

In einer der wertvollen Broschüren der Tourismusinformation wurde lobend die Bibliothek des Conservatorio di Musica Giovanni Batista Martini erwähnt. Da wir von alten Bibliotheken durchaus angetan sind wollten wir uns diesen Geheimtipp nicht entgehen lassen. Dort angekommen fanden wir einen wunderschönen Innenhof und eine aktive Musikhochschule, die zwar durchaus eine Bibliothek besaß aber diese beherbergte größtenteils neue Bücher in hässlichen modernen Schränken. Darüber befanden sich zwar einige alte Portraits von vermutlich wichtigen Professoren der Universität aber in Summe muss man wohl das Prädikat wenig sehenswert vergeben.

Nach dieser Enttäuschung mussten wir unsere Energiereserven wieder auffüllen und dies taten wir in einem kleinen Lokal unweit des Conservatoriums welches wahrlich köstliche Hausgemachte Nudeln und anderes anbot. Da mir Alina nun schon seit 4 Tagen bezüglich Tiramisu in den Ohren liegt steuerten wir zum Abschluss unseres Mittagessens eine Pasticceria an. Die erste hatte zwar ein lecker aussehendes Tiramisu in der Auslage wollte es aber nicht Portionsweise verkaufen also mussten wir zu einer weiteren um endlich festzustellen, dass wir in Wien eine bessere Quelle kennen.

Nachdem wir nun so gestärkt wieder in die rauhe Realität des bolognesischen Wetters mussten, haben wir uns schnell entschieden unser Glück mit einem Museum zu versuchen. Das nächstgelegene war das Archeologische welches wir bald erreichten, jedoch wurde es gerade renoviert und nur der Keller mit der ägyptischen Ausstellung, welche die drittgrößte ägyptische Sammlung Italiens ist, war zu besichtigen. Die Optionen waren beschränkt, wir waren satt und uns war kalt also war das alte Ägypten viel spannender als erwartet. Die Ausstellungsfläche war eher klein und die Exponate nur mit Namen und Datum auf Englisch beschrieben, wohingegen die Italienischen Texte ganze Wände füllten. Da unser Hyroglyph auch ein wenig eingerostet ist waren wir bald durch und konnten eigentlich nur die handarbeitlichen Fähigkeiten beurteilen.

Von hier ging es weiter einige Palazzi zu sehen, die meisten waren aber öffentlich nicht zugänglich also wollten wir uns noch auf dem „Mercato delle Erbe“ ein wenig inspirieren und aufwärmen, leider war die Tageszeit (gegen 15:00 Uhr) nicht optimal, da die meisten Marktstände bereits geschlossen waren. Die wenigen offenen waren jedoch wie hier üblich sehr ordentlich und hübsch anzusehen. Nachdem unsere Konsumwut sich in Grenzen hielt haben wir uns entschlossen noch ein Museum zu besuchen. Das „Museo Civico Medievale“ war nach dem Archeologischem die logische nächste Wahl, nicht weil es zufällig um die Ecke lag, wir sind hier logisch chronologisch vorgegangen. Dieses Museum hatte in jedem der 16 Räume nicht nur Erklärungen zu den einzelnen Exponaten sondern auch eine Erklärungskarte auf Italienisch und auf Englisch zu den wichtigsten Stücken mit Hintergrundinformation. Hier hielten wir es dementsprechend länger aus, auch wenn der Mittelalterbegriff für mein Verständnis doch sehr weit ausgedehnt wurde. Alles in allem ein empfehlenswertes Museum, zudem es auch in einem schönen historischen Palazzo untergebracht ist, dessen original Steinblöcke in manchen Räumen sichtbar sind.

Uns fiel auf, dass das Stadtbild von Bologna aus sehr vielen wunderschönen alten Palästen mit tollen Arkadengängen und super Innenhöfen besteht. Das macht sie aus meiner Sicht zu einer touristisch etwas unterschätzte Stadt. Einzig die vielfach präsenten Bettler, die aktiv auf die Menschen zugehen und derer man sich „wehren“ muss hinterlassen einen schalen Beigeschmack, zumal diese ob man sie beachtet oder nicht meist derart nahe kommen, dass mein Verständnis von Privatsphäre durchaus verletzt wird.

Als letzten Programmpunkt in Bologna haben wir unser Gepäck wieder aus dem Hotel geholt, sind zum Bahnhof spaziert und haben von dort den Bus zum Flughafen genommen. Auf dem Weg hat Alina noch ein Buch und ein wenig Reiseverpflegung (Taralli) gekauft.

Am Flughafen haben wir dann wieder Jean Marie getroffen, der mit uns im selben Flieger, wieder einer Dash 8 – 400 (mit Propeller) zurück nach Wien flog.

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