Hue, die nächste Hauptstadt

Nicht ganz so schlimm wie in Japan aber doch, gab es auch in Vietnam im Laufe der Geschichte einige Hauptstädte. Die Hauptstadt wurde zuletzt 1802 durch den Kaiser Gia Long, in einem Versuch Norden und Süden näher aneinander zu bringen, von Hanoi nach Hue verschoben, bevor sie 1945 unter Ho Chi Minh wieder nach Hanoi wanderte.
Wir kamen mit dem Bus aus Hoi An entlang der Küste einer landschaftlich durchaus sehr hübschen Strecke. Da ausnahmsweise alle Mitfahrer pünktlich waren und der Bus keine Stopps hatte waren wir sogar mehr als eine Stunde vor der geplanten Ankunft in Hue. Leider ist Alina von der vorletzten langen Busfahrt aber noch immer geschwächt und leicht verkühlt. Deshalb sind wir Abends nur noch eine kleine Runde zu einem buddhistischen vegetarischen Lokal „Lien Hoan“ gegangen, das war wieder mal ein Volltreffer, die Speisen waren alle köstlich, leider gibt es in der Kombination (vegetarisch buddhistisch) auch keinen Alkohol aber das Bierchen habe ich im Hotel nachgeholt. Alina hat sich zum Essen dann auch noch Bauchschmerzen ausgedacht, damit die Verkühlung nicht so alleine ist, also war das Ganze ein schnelle Geschichte.

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Zum Frühstück hat sich Alina dann richtig krank gemeldet und einen Betttag beschlossen. Somit wurde ich meinem Schicksal überlassen und musste mich alleine durch die fremde Stadt schlagen. Zugegeben ist Hue so übersichtlich, dass ich kaum Karten benötigte. Die Stadt ist in Altstadt am Nordufer und Neustadt mit allen Hotels, Bahnhof und Touristen am Südufer unterteilt.

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Zuerst ging es zum „Royal Palace“. Da Hue relativ spät zur Hauptstadt und am Reißbrett entworfen wurde ist die Stadt sehr faszinierend, die gesamte Stadt wurde am Nordufer des Parfüm Flusses gebaut und zwei vorgelagerte Inseln wurden als Drache und Tiger zum Schutz der Stadt auserkoren (die haben ihren Job aber nicht sehr gut gemacht). Die Stadt wurde teilweise vom Kaiser selbst entworfen und folgt den strengen Regeln des Konfuzianismus (Ordnung), gemeinsam mit Feng Shui. So ist es eine der wenigen Städten die diesen Regeln konsequent folgt, die Stadt ist von einer 10 km langen Stadtmauer umgeben, in der Stadt ist die Kaiserstadt die von einer 2,5 km langen Mauer umgeben ist und darin ist die „Purple City“ die wieder von einer Mauer umgeben ist. Dort sind die privaten kaiserlichen Gemächer und Gärten, hier hatte nur der Kaiser, seine Familie, seine über hundert Konkubinen und Eunuchen Zugang. Diese enthielt unterschiedliche Bereiche wie die Häuser der Mutter, die der Frauen, die der Konkubinen, die der Tempel und auch diese waren jeweils von Mauern umgeben. Daher fanden sich sehr viele sehr hübsch dekorierte Tore in dem Palast.

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Leider wurde der Palast nicht nur von den Franzosen 1885 und den Amerikanern 1966 sondern auch von den Kommunisten geplündert und angezündet, also sieht man viele Fundamente, Stufen und Mauern. Von den einst 168 Gebäuden stehen heute wieder rund 20 und es werden permanent neue nach alten Plänen wieder aufgebaut. Interessantes Detail, der Kaiser war der mächtigste Mann im Staat, formal in der Kaiserstadt hatte jedoch seine Mutter das Sagen. Die einzelnen Gebäude die noch/wieder stehen waren echt toll, hier ein paar Eindrücke.

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Da die kaiserliche Familie sich selbst mit dem Drachen als Symbol identifizierte ist das Gelände natürlich voller hübscher Drachen bei Stiegen und Dachsimsen.

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Zudem ist wie überall in Vietnam der Garten in sehr gutem Zustand und viele schöne Pflanzen sind im gesamten Palast zu finden.

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Von hier ging es noch in das Royal Antiquities Museum, welches seit 1823 Kunstwerke sammelt, es ist ein eher kleines Museum mit einer temporären Ausstellung über die goldenen Bücher. Zu speziellen Anlässen wurden Bücher mit der Beschreibung des Anlasses gemacht, diese gab es in Seide, Bronze, Silber und Gold, die Ausgestellten aus Gold hatten bis zu 5 kg. Leider war Fotografieren und Mitnehmen verboten. Im Garten fanden sich dann einige Kanonen, die jedoch nicht zum Kämpfen gedacht waren sondern aus Bronze rein zeremonielle Funktion hatten, rückblickend vermutlich eine Fehlinvestition.

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Nach diesen kulturellen 6 Stunden bin ich noch zum Bahnhof gegangen um Tickets für unsere weitere Reise zu besorgen. Da wir beschlossen haben den für Alina angenehmsten Weg zu nehmen, fahren wir jetzt 2 Tage mit dem Zug. Hoffentlich ist Alina dann wieder gesund. Am Bahnhof musste ich zunächst verstehen wie das alles funktioniert, dabei halfen mir folgende beiden Schilder in Englisch sehr weiter ;).

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Nein echt, nach Studium der beiden Schilder sah ich so ratlos aus, dass eine nette Dame von der Bahn mit mir die Tickets gekauft hat.
Abends sind wir noch in ein Restaurant mit dem verheißungsvollen Namen Red Chili gegangen in dem wir köstlich speisten.

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Nach dem Essen gab es dann noch einen Umzug von geschmückten Festwägen, da der Geburtstag von Ho Chi Minh gefeiert wurde. Es war lustig zu sehen wie die Festwägen im normalen Verkehr mit hunderten Mopeds schwammen.

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Da Alina aber nicht auf Feiern aus war und auch ich nach den vielen Kilometern in den Beinen froh über Ruhe und ein paar Kapitel lesen war, sind wir bald ins Hotel zurückgekehrt. In der Früh nahm ich mir endlich wieder mal Zeit für eine Verabschiedungsrunde bei der ich laufend entlang des „Parfümflusses“ unterwegs war.

Unser sehr hübsches Hotel verließen wir heute Morgen nach einem ausgiebigen Frühstück wieder in Richtung Bahnhof. Im Unterschied zur Japan Rail kam der Zug dann auch mit 30 Minuten Verspätung, das macht jedoch keinen Unterschied da wir die geschätzt 300 km in 8 Stunden zurücklegen. Das aber in einem 4er Schlafwagen mit Klimaanlage, man gönnt sich ja sonst nichts.

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